Stellvertretend für viele: Die Unternehmer Oskar Dernbach, Axel Ebbecke und Bernd Schuchhardt antworten im Namen der „Wirtschaftsinitiative Mittelstand Main-Kinzig“ auf die IHK-Fragen zur Zukunft unseres Industrie-Standorts.
Vertreter der Wirtschaftsinitiative Main-Kinzig geben Auskunft zum Industriestandort Main-Kinzig
3 Fragen, 3 Unternehmen, 3 Antworten
Aktuelle Herausforderungen für den Industriestandort
Die IHK hat bei der Wirtschaftsinitiative Mittelstand Main-Kinzig e. V. nachgefragt. Hier drei Antworten von gestandenen Unternehmern auf drei Fragen, die aktuell viele Industriebetriebe beschäftigen.
Die Coronakrise und der im Frühjahr tagelang blockierte Suezkanal haben eine teure Erkenntnis wachsen lassen: Die weltweiten Lieferketten sind verwundbarer als vielfach gedacht. In unserer stark vernetzten Weltwirtschaft könnte der Aufbau einer Second Source mittel bis langfristig Kosten sparen. Wie hilfreich ist für die Industrie der Aufbau weiterer Lieferanten und in welchen Staaten würden Sie auf die Suche gehen?
Bernd Schuchhardt, Geschäftsführer Dunlop Tech GmbH, Hanau:
DUNLOP TECH kauft weltweit ein und war deshalb von der Blockade des Suezkanals betroffen. Die elektrischen Luftpumpen („Mini-Kompressoren“), die in dem von uns hergestellten Reifenreparaturkit dem Aufpumpen der Autoreifen dienen, werden hauptsächlich in Asien (China / Taiwan) hergestellt. Eine gewisse Monopolstellung für die Herstellung dieser Artikel im asiatischen Raum hat sich in den letzten zehn Jahren ergeben – mit allen Vor-, aber auch Nachteilen. Die Auswirkungen der Blockade waren aber weniger stark als zunächst befürchtet. Stärker trifft uns mittlerweile das zu spürende Preisdiktat der dortigen Hersteller, die sich ihrer Vormachtstellung bewusst sind. Um diese Abhängigkeit zu mildern, suchen wir weltweit nach Alternativlieferanten, vorzugsweise im lateinamerikanischen Raum. Als zweite Alternative, um dem Diktat einiger weniger Minikompressorenhersteller zu entkommen, entwickeln wir andere Möglichkeiten, Luft zu verdichten und diese Geräte dann im europäischen Raum herzustellen, um den Forderungen unserer Kunden nachzukommen, lange Transportwege zu vermeiden und uns in Richtung einer CO2-neutralen Lieferkette zu entwickeln.
Das Internet und die Digitalisierung revolutionieren nicht nur die Büroarbeit und das Homeoffice. Der 3D-Druck und viele andere neue, zuvor ungeahnte Produktionsmethoden tauchen am Horizont auf. Auf welche Lösungsansätze setzen Sie mit Blick auf die kommenden Jahre?
Axel Ebbecke, Vorstand A. Ebbecke Verfahrenstechnik AG, Bruchköbel:
Die Digitalisierung der Produktion im Hinblick auf 3D-Drucker-Applikationen ist für uns momentan ein wichtiges Thema, mit dem wir uns gemeinsam mit unserem strategischen Partner, der Air-Liquide Deutschland GmbH, international beschäftigen. Aufgrund der Übernahme des weltweit einmaligen Kompetenzzentrums für kryogene Mahltechnologie aus Krefeld bieten wir uns an als Partner für die Aufbereitung von 3D-Druckerpulvern. Dies ist in der Tat ein Problemfeld, da die momentanen Nutzer und Anbieter von 3D-Druckern nicht genügend Anbieter für entsprechende Pulver finden. Hierbei muss man sehen, dass die 3D-Druckerpulver in den unterschiedlichsten Anwendungen, wie beispielsweise für die Materialien TPU, Polyamide aber auch im Metallpulverbereich, die Aufbereitung spezieller Kornspektren, meist in dem Kornbereich 30 μm bis 150 μm, benötigen. Die Pulver basieren meistens auf Mischungen, die zunächst einer Vermahlung und Sichtung bedürfen, um anschließend einzelne, die späteren Eigenschaften oder Druckmöglichkeit beeinflussende Zusatzkomponenten hinzuzufügen und aufzumischen. Dies ist eine sehr komplexe Technologie, bei der sich nur sehr wenige Spezialisten international auskennen. Die Firma A. Ebbecke Verfahrenstechnik AG verfügt an ihrem Standort Schöneck bei Hanau neben dem Kompetenzzentrum kryogene Mahltechnologie auch über unterschiedlichste Mischanlagen, um die gesamte Aufbereitung von 3D-Druckerpulvern zu gewährleisten. Zudem investieren wir momentan auch strategisch in dieses Segment und sind Partner für die Bereiche Automotive, Luftfahrt, Raumfahrt und Chemieindustrie.
Der anhaltende Fachkräftemangel belastet die wirtschaftlichen Aussichten vieler Industriebetriebe. Mit Blick auf die sinkenden Zahlen von Schulabsolventen und steigende Menge an Jungakademikern: Bevorzugen Sie fertig ausgebildete Fachkräfte oder junge Damen und Herren mit Bachelor- oder Masterabschluss? Wo sehen Sie die Stärken und Schwächen der jeweiligen Bildungswege?
Oskar Dernbach, Geschäftsführer SWS Spannwerkzeuge GmbH, Schlüchtern:
Unsere besondere Herausforderung ist es, Fachkräfte mit solidem GrundMethodenwissen auszubilden. Durch stetige Weiterqualifizierung durch interne und externe Schulungen sind wir dabei, unsere Allrounder-Spezialisten/-innen aufzubauen. Das ist uns bisher gelungen. Diesen Weg gehen wir konsequent weiter. Von uns angeworbene Fachkräfte benötigen im Regelfall mehrere Monate entsprechende Zusatzausbildungen, damit die in unserer Branche gestellten Anforderungen weitgehend erfüllt werden. Die bessere Gehaltsstruktur im Vergleich zu anderen Branchen steigert die Attraktivität unserer Arbeitsplätze. Das sorgt bei Stellenangeboten sehr häufig für eine passende Anzahl an Bewerber/-innen.
Die Fragen und Antworten haben Kerstin Cieslik-Pfeifer, Geschäftsführerin der Wirtschaftsinitiative Mittelstand Main-Kinzig e. V., und IHK-Mitarbeiter Dr. Achim Knips gestellt und redigiert.